Passwort-Manager für Weltkonzerne
Krummendorfer IT-Dienstleister automatisiert Routineprozesse großer Firmen
Krummendorf. Sobald ein Kapitän einer namhaften Hamburger Reederei ein neues Passwort braucht, um sich ins digitale Netz seines Arbeitgebers einzuloggen, glühen in Krummendorf die Rechner und schicken ihm den benötigten Code auf’s Smartphone: Die iSM Secu-Sys AG, ein in Rostock ansässiger IT-Dienstleister, managt die Personal-Accounts und Zugriffsberechtigungen für Weltkonzerne.
Welcher Mitarbeiter darf im Firmennetz was, wann und wie lange? Solche Fragen zu klären, ist für weitverzweigte Industrieunternehmen mit großem Aufwand verbunden. iSM Secu-Sys hilft, ihn zu minimieren – mit dem „bi-Cube“. Dahinter verbirgt sich eine Art Warenkorb mit Software-Produkten, die es Betrieben ermöglichen sollen, Routine-Verwaltungsprozesse zu automatisieren. Die IT-Administratoren der einzelnen Firmenstandorte werden von einem zentralen Computerprogramm abgelöst. Dieses betreut die digitalen Identitäten des Personals und vergibt Datenbankzugänge. Damit sollen Arbeitsabläufe effizienter und Zeit und Geld gespart werden können.
Davon, dass „Kollege Roboter“ am Drücker sitzt, merkt der einzelne Mitarbeiter in der Regel nichts. „80 Prozent der Verwaltung laufen unter unserem Regime vollautomatisch ab“, sagt Gerd Rossa. Der Diplomphysiker hat die Krummendorfer Firma 1998 gegründet – damals als GmbH. Seit diese 2014 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, agiert Rossa als deren Vorstand. Heute beschäftigt der IT-Dienstleister 40 Mitarbeiter – Softwareentwickler, Außendienstler, Kundenbetreuer.
Mit ihrem Geschäftsmodell haben die Krummendorfer binnen 19 Jahren eine namhafte Kundenkartei aufgebaut: Toyota Deutschland, Rolls Royce, der Münchener Flughafen, die Molkerei Ehrmann und der Mischkonzern Baywa setzen auf Software aus dem Hause iSM Secu-Sys. „In unserem Segment sind wir sind Technologieführer, aber hier in der Region kennt uns keiner. Wir sind ein Hidden Champion“, sagt Gerd Rossa. (Begriff bezeichnet erfolgreiche, aber relativ unbekannte Unternehmen Anmerkung der Redaktion) Das will Rossa jetzt ändern. Als neue Zielgruppe hat er sich den hiesigen Mittelstand ausgeguckt.
Für mittelständische Unternehmen spielt Digitalisierung eine zunehmend größere Rolle. Der Datenaustausch innerhalb des Betriebs ist dabei für den Erfolg ebenso wichtig wie der mit Kunden und Partnern. Verwaltungsaufgaben digital zu managen, überfordere aber viele Firmen, ist Gerd Rossa überzeugt. „Sie haben meist weder das Personal, noch das nötige Know How dafür.“ Daher sei es sinnvoll, Standardaufgaben extern und automatisch erledigen zu lassen. Großkonzerne bekommen von Rossa und seinen Mitstreitern meist die Verwaltungssoftware direkt auf die eigenen Server aufgespielt. Damit aber auch Mittelständler ohne große IT-Abteilung seine Dienstleistungen nutzen können, will Rossa den Cloud-Betrieb ausweiten. „Vereinfacht heißt das: Die Technologie läuft komplett bei uns und der Kunde kann sie via Internet nutzen“, erklärt Rossa.
Mit dem Geschäftsbereich Cloud-Service soll auch der Personalstamm bei der iSM Secu-Sys AG wachsen. Zudem plant das Unternehmen, sich in ein Serverhaus in Hamburg einzumieten. Die Elbmetropole sitze direkt auf einem Backbone, einer Schnittstelle mit extrem hohen Datenübertragungsraten, erklärt Rossa. Das fehle in Rostock. „Würden hier alle auf einmal ihr Datenvolumen ausschöpfen, würde das Breitband quasi verstopfen. Mit Hamburg gehen wir auf Nummer sicher.“
Heute sind die Krummendorfer IT-ler auf der Überholspur. „Kaum vorstellbar, aber so hab’ ich mal angefangen“, sagt Gerd Rossa und zeigt auch einen Röhrenrechner im Firmenfoyer. Tischcomputer aus den späten 1960-er Jahren, tresorgroße Monitore, Ungetüme mit Disketten-Laufwerk und nicht mal ansatzweise genug Arbeitsspeicher, dass es für ein Digitalfoto reichen würde – an fast musealen Stücken lässt sich hier die Geschichte der Informatik ablesen. An deren Fortsetzung wollen Rossa und seine Kollegen mitschreiben – mit Software aus Krummendorf.
Artikel der Ostsee-Zeitung von Antje Bernstein (18.11.2017)